Syrien

Auch sie war eine Lehrerin. Fast die einzige berufliche Tätigkeit, die Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts in Syrien zugestanden wurde, war die als Lehrerin.

 

Thuraya Al-Hafez war eine der ersten Grundschullehrerinnen in Syrien und sie war die erste Frau, die nach der Einführung des Wahlrechts für Frauen (1949) als Kandidatin für einen Sitz im syrischen Parlament antrat. Da sie niemand nominieren wollte, tat sie dies selbst. Ihr Interesse galt der Verbesserung der Lage der Frauen und die Wahrnehmung der wachsenden Frauenbewegung. Einen Sitz im Parlament erhielt sie nicht, aber sie war überzeugt, dass dies nicht an fehlenden Stimmen lag – sie erklärte ihren Stimmenanteil von 75 % für gesichert – sondern an der Wahlmanipulation der Regierenden.

 

Mehr als zwei Jahrzehnte zuvor hatten sich vor allem Lehrerinnen zur Syrischen Frauen Erweckungs-Gesellschaft zusammengeschlossen, die einerseits wohltätig aktiv waren – Bildung, Kultur und Gesundheitsversorgung für arme Mädchen und Waisen – andererseits bewußt arabische Schulen aufbauten, um dem französischen Kolonialeinfluss und den Missionsschulen entgegenzuwirken. Die Frauenbewegung protestierte für sauberere Straßen und bessere Inspektion von Bäckereien, die wegen der schlechten Qualität des Hauptnahrungsmittels Brot ein Gesundheitsrisiko waren.

 

Mit zwei großen Handarbeits-Ausstellungen 1924 und 1928 machten Frauenorganisaionen auf den drohenden Verlust ihrer Arbeit aufgrund von billigen Importen aufmerksam. Zu der signifikanten Präsenz, die Frauen in den 1930 Jahren im öffentlichen Leben erreichten zählten auch die Literatur-Salons in Damaskus und Beirut.

 

Etwa 40 Frauenorganisationen mit 500 – 1000 Vollzeit-Mitarbeiterinnen formten eine einflußreiche Lobby, die mit ihren Forderungen durchaus nationalistisch unterwegs waren, aber den konservativen Muslimen auf der Straße und in der Presse massiv Druck machten – Emanzipation und Gleichberechtigung war ihr Programm.

 

Nazira Zayn al-Din, die heute als islamische Feministin bezeichnet wird, argumetierte fundiert und vielbeachtet mit dem Koran für den gemeinsamen Unterricht von Mädchen und Jungen, gegen Zwangsverschleierung, für offene soziale Kontakte von Frauen und Männern und für ein gleichberechtigtes Wahlrecht.

 

In das syrische Parlament schafften Frauen es allerdings erst 1971, mit vier von 173 Sitzen.

 

Die Pionierin in der Justiz war Ghada Murad, die 1975 die erste Richterin Syriens wurde.

 

LAMA SIJARE